Für den bald eintreffenden deutschen Botschafter werden im Diplomatenviertel von Rom Räumlichkeiten bezugsfertig gemacht, die fortan als deutsche diplomatische Vertretung in Italien fungieren werden.
Es ergeht eine Depesche an das diplomatische Corps:
Im Namen des Führers ergeht folgende Nachricht an das Königreich Italien,
um die Frage der Rest-Tschechei zu lösen lädt Reichskanzler zum 13.12.1938 Adolf Hitler die Vertreter ihrer Regierung nach Berlin in die neue Reichskanzlei um an der entscheidenden Konferenz zur Klärung der für die Rest-Tschechei notwendigen Verhandlungen teil zu haben. Hierbei soll die Schutzstellung des deutschen Reiches für dieses Gebiet bestätigt werden, auch um das großdeutsche Reich selber zu sichern und zu konsolidieren.
Ihnen wird dabei die Ehre erwiesen an dieser Wende teil zu haben welche das neue Deutschland auf den ihm rechtmäßig zustehenden Platz innerhalb Europas und der Welt zuweist und das Reich zu neuer Größe führt.
Der deutsche Botschafter wird von Benito Mussolini in den Palazzo Venezia im Zentrum Roms einbestellt, dem Regierungssitz der Faschisten. Er hat sich dort umgehend im Büro des Duce einzufinden, weitere Informationen werden ihm nicht mitgeteilt.
Auf Bestellung Mussolinis macht sich Hans Georg von Mackensen auf den Weg in den Palazzo Venezia, unsicher was diese forsche Aufforderung zu bedeuten hat.
Als von Mackensen das Büro des Duce betrat, wurde er sofort von Mussolinis erbostem Blick durchbohrt. Doch empfing der Italiener ihn mit den üblichen und gebräuchlichen Floskeln, und bot ihm dann an Platz zu nehmen. General Alberto Pariani, Generalstabschef des italienischen Heeres und stellvertretender Kriegsminister, war ebenfalls anwesend. Ohne von Mackensen etwas zu trinken oder zu rauchen angeboten zu haben kam Mussolini direkt zur Sache.
"Aus Berlin werden ungeheuerliche Nachrichten verbreitet, Gerüchte schießen nur so aus dem Erdboden, und sie sind teilweise höchst beunruhigend. Entschuldigen Sie dass ich Ihnen so direkt die Pistole auf die Brust setze, aber für mich sind jetzt vier Fragen von höchstem Interesse:
1. Wo befinden sich Außenminister Graf Ciano sowie seine Begleiter jetzt, und ist es um ihre absolute Unversehrtheit bestellt?
2. Aus welchem Grund wurde Graf Ciano und seiner Delegation die Rückkehr in die italienische Botschaft in Berlin, wie auch jedwede Kontaktaufnahme verwehrt?
3. Werden die in Spanien tätigen deutschen Truppen weiterhin in Waffenbrüderschaft mit den spanischen und italienischen Soldaten kämpfen?
4. Wie steht es um die Gesundheit Adolf Hitler, und wo befindet er sich jetzt?"
Obwohl Mussolini höchst zornig war sprach er doch in normaler Lautstärke. Seine Unruhe machte sich nur dadurch bemerkbar, dass er gespannt auf die Lehne seines Stuhles pochte, während er die Antwort des Deutschen abwartete.
Von Mackensen erwiederte die angebrachten Floskeln, dennoch kam er nicht umhin eine gewisse Hektik wahrzunehmen, etwas war anders, doch er konnte sich nicht vorstellen warum. Dann jedoch als Mussolini weiter sprach zogen sich zuerst seine Augenbrauen nach oben, was folgte war eine Krause stirn, doch als der Duce von Hitler sprach weiteten sich seine Augen vor ungläubigen Schock und erstaunen, was ging hier vor? Ohne es wirklich zu realisieren spulte er dabei die Antworten in der reihenfolge der Fragen ab, doch in wirklichkeit interessierte ihn nur eines.
"Ciano, er ist in Berlin? Was soll mit ihm sein? Ich... warum sollte man ihm soetwas verwehren? Ich meine, er, wir...! Und Spanien? Was... was soll mit dem Führer sein? Ich weiß nicht wovon Sie sprechen, was ist hier eigentlich los?!"
Mussolini war verdutzt. Wusste der deutsche Botschafter tatsächlich noch nichts von den Ereignissen in seiner Heimat, oder spielte er seine Unwissenheit nur vor? Über Telegrafie, Rundfunk und Zeitungen hatte sich die Nachricht von Gefechten in Berlin und anderen deutschen Großstädten in Windeseile herumgesprochen, und war auch schon in Rom angekommen.
"Haben Sie noch nicht gehört? In Berlin fallen Schüsse, die Zeitungen berichten in Extrablättern über die Erstürmung von SS-Kasernen im gesamten Reich!"
"Nein, Ich, Ich meine..." Tatsächlich wusste der deusche Botschafter, ein enger Gefolgsman Hitlers, noch nichts von den ereignissen in Deutschland. Die drähte der Botschaft waren vollkommen Ruhig gewesen und auch von Mackensen hatte seit seinem Antritt kein straffes Regiment geführt. Die Botschaft in Italien war mehr oder weniger ein Selbstläufer, er selbst nur eine Verbindungsfigur zwischen dem Führer und dem Duce. Die Auswertung der localen Medien war dabei mit dem Botschafter wechseln vor einigen Wochen auch an andere stellen über gegangen, er selbst zeichnete sich in seinem Amt eigentlich als Gefolgsamer Lückenfüller aus, jedoch nicht als Vollblutdiplomat. Doch das alles war gewiss nichts was er jetzt zu seiner Verteidigung anführen konnte. So war es nicht verwunderlich das sich Schweiß auf der Stirn des SS Mannes bildete und der mehr und mehr so langsm Begriff was vor sich ging. Um von sich selbst abzulenken konstruierte er die Vorstellung das vom deutschen Reich aus die Verbindungen gekappt worden waren, immerhin waren die wichtigsten Diplomatischen Vertreter fast ausnahmslos dem Führer sehr nahe. Doch auch wenn dies zuerst nur eine Ausrede für seine Unfähigkeit war nach der er suchte, so hielt er es nach kurzem überlegen für wirklich möglich wenn ein Staatsreich im gang war. Man wollte nicht das er im Ausland Hilfe einberufne konnte.
"Duce, wenn das wahr ist muss Italien als unser Verbündeter sofort reagieren! Wenn ein Putsch im gange ist muss Italien dem Führer beistehen!"
Von Mackensen schien tatsächlich noch nichts von dem Umsturz in Deutschland zu wissen, ebenso wenig wie von der Konferenz in Berlin. Letzteres verwunderte Mussolini wie auch Pariani sehr.
"Wie soll ich angemessen reagieren wenn ich noch nicht einmal weiß was in Deutschland vorgeht? Sie als deutscher Botschafter sollten darüber doch am besten bescheid wissen!"
Nun war auch Mussolinis Stimme von Zorn erfüllt, und beim Sprechen ballte er die rechte Hand zu einer Faust zusammen. Er drehte sich seinem Generalstabschef zu.
"Wir müssen wissen was in Spanien vorgeht. Kontaktieren Sie Gambara [Kommandant der ital. Truppen in Spanien], und sagen Sie ihm, er soll über jedes Anzeichen einer deutschen Kehrtwende sofort Bericht erstatten! Möglicherweise fallen die deutschen Truppen auch den unseren in den Rücken. Wir wissen nicht wie die Putschisten eingestellt sind, wer ihr Anführer ist oder welche Absichten sie verfolgen."
Dann drehte sich der Duce wieder dem deutschen Botschafter zu. Er schaute ihn eine Zeit lang regungslos an, rieb sich das Kinn und sagte dann:
"Ich denke es wäre das Beste, Sie kehren wieder in die deutsche Botschafter zurück. Informieren Sie mich aber, sollten Sie Meldungen aus Deutschland erhalten, ja?"
Ihm schien es als befände er sich in einem Wahnwitzigen Traum. Gestern noch war er im schönen Italien auf einem ruigen Posten eingeschlafen. Heute war er inmitten dieses Chaos erwacht. Und wusste nicht was er tun sollte, noch wie er zu reagieren hatte, alles lief wie ein Film an ihm vorbei.
"Ja aber... es... Sie müssen Truppen nach Deutschland entsenden! Der Führer..." Es war dabei sein Adjutant welcher den mit der Situation überforderten Mann an der Schulter berührte und ihn aus dem Zimmer führte.
Mussolini war nicht minder irritiert wie von Mackensen. Von einem Tag auf den anderen hieß es, die Regierung seines einzigen, wirklichen Verbündeten sei gestürzt, oder zumindest im Begriff gestürzt zu werden. Italien hatte zwar seit kurzem eine Grenze zu Deutschland, eine Entsendung von Truppen war dennoch völlig undenkbar. Viel wichtiger war zu klären, wie der Putsch sich auf Spanien auswirken würde, wo Deutsche und Italiener Seite an Seite mit den Francotreuen Spaniern kämpften.