In dieser Abteilung des königlich italienischen Außenministeriums gehen von Botschaftern, Militärattaches, Spionen oder Anderen verfasste Berichte und Meldungen ein. Jeder diplomatische Vertreter im Ausland ist dazu angehalten in festgelegten Zeitabständen Berichte über die Lage im jeweiligen Land abzugeben. Die wichtigsten und interessantesten werden hier veröffentlicht, befinden sich aber selbstverständlich unter Verschluss.
[t=Das Buero des Duce del Fascismo, z. Hd. Luigi Chiavolini]14. Dezember 1938, Berlin
Die Vertreter Japans und Sowjetrusslands sind eingetroffen. Aus den Vereinigten Staaten ist US-Präsident Roosevelt persönlich angereist. Es scheint, als würde man der Konferenz westlich des Atlantiks mehr Augenmerk schenken als auf dem alten Kontinent selbst.
Roosevelt erweist sich als blamabler Diplomat, reiht wirre Äußerungen in eine Kette mit überzogenen Drohgebärden und eindeutigen Seitenhieben. Die Deutschen werden sich diese Form der internationalen Verständigung nicht bieten lassen, vor allem nicht, weil der US-Präsident unverhüllt von einer US-Intervention in Europa spricht. Die Konferenz kann jetzt schon als absoluter Eklat gewertet werden. Es war von Beginn an eine absurde Idee, die Amerikaner überhaupt zu laden, sollte man sie doch so gut es geht aus Europa heraushalten.
Der italienische Botschafter in Deutschland, Bernardo Atticolo, griff unverzüglich zum Hörer, als auf den Straßen Berlins das Chaos losbrach. Von seinem Büro aus sah er die gepanzerten Fahrzeuge, die vor der italienischen Botschaft patrouillierten, Schüsse waren gelegentlich zu vernehmen. Noch waren die Telefonleitungen offen, so konnte sich Atticolo zum Duce Mussolini durchstellen lassen. Er berichtete ihm unverzüglich von den Ereignissen in Berlin, und teilte Mussolini mit, dass die Diplomatendelegation samt dem Außenminister nicht zu erreichen sei, da die Reichskanzlei verbarrikadiert sei. Für eine längere Zeit hörte Atticolo nichts als Mussolinis Atem und gelegentliches Knacken in der Leitung. Dann gab der Duce Atticolo zu verstehen, dass das Botschaftsgelände um jeden Preis abgeriegelt werden müsse. Papiere und Akten seien "zusammenzutragen und notfalls rechtzeitig zu verbrennen", der Geheimhaltung unterliegende Dokumente müssten mit besonderer Dringlichkeit behandelt werden. Weitere Befehle gab er nicht, die italienische Regierung in Rom werde sich direkt mit der deutschen Regierung kurzschließen.