Die Mitglieder der italienischen Delegation waren fassungslos. Was sich da eben vor ihren Augen abgespielt hatte war unglaublich! Die 7 Schwarzhemden, die zum Schutz der Delegation mitgereist waren, waren unbewaffnet und verblieben daher regungslos. Es hatte keinen Grund gegeben, bei diplomatischen Gesprächen bewaffnet zu sein, viel mehr dienten die Milizen als Machtdemonstration.
"Das ist Hochverrat!"
rief der perfekt Deutsch sprechende Ciano aus, stand auf und stürmte zu den deutschen Soldaten Richtung Tür.
"Geben Sie den Ausgang frei!"
Ciano war ein Vertrauter Hitlers, hatte des öfteren auf dem Obersalzberg mit ihm verweilt und hatte die heute exzellenten deutsch-italienischen Beziehungen erst möglich gemacht.
Vollkommen Ungerührt von dem Ausbruch des Italieners rückten die Panzergrenadiere kein Stück zurück während ihre Kameraden hinter ihnen die schweren Türen mit allem Verbarrikadierten das sie finden konnten. Der schwere Holztisch wurde dabei kurzerhand von vier Soldaten auf die Seite gestoßen und hinter der Tür als Deckung in Position gebracht. Das schwere Holz mochte kein Stahlbeton sein doch die massive Platte konnte zumindest kleinere Projektile relativ sicher auffangen und Sichtschutz liefern. Ohnehin waren die meisten Diplomaten unlängst auf den Beinen und wer sich nicht wehrte wurde von den Soldaten in eine Ecke des Raumes gewiesen, gut bewacht von Grenadieren welche besonders ein Auge auf die Offiziere und Adjutanten hatten welche nicht direkt in den Putsch involviert waren. „Hochverrat? Wir haben getan was nötig war! Hitler war ein Wahnsinniger, ein Kriegstreiber. Bewahren Sie ruhe und warten Sie ab, ihnen wird nichts geschehen solange Sie auf mich hören!“ Es war der Oberst namens Rommel welcher die Oberhand über die Situation zu gewinnen versuchte. Er durfte sich keine Fehler erlauben, die Diplomaten, und vor allem der Präsident, mussten den Putsch unversehrt überstehen, die Folgen sonst wären katastrophal für das deutsche Reich. Gleichzeitig musste er ihren ersten Eindruck vom Putsch mitdefinieren, die Wehrmacht durfte nicht als Verbrecher abgestempelt werden, sie musste die Rolle des Tyrannenmörders einnehmen, Ethisch nicht einwandfrei aber dennoch gezwungen zu handeln. „Wenn die Lage sicher ist werden Sie umgehend mit Geleitschutz zu ihren Botschaften oder aus dem Land gebracht. Die Neutralität ihrer Funktion wird nicht angetastet. Dennoch, dort draußen herrscht Krieg, wenn sie jetzt gehen kann ich für ihre Sicherheit nicht garantieren.“
Ciano hatte sich freiwillig zum Kriegsdienst in Abessinien verpflichtet, und dort fast zwei Jahre lang als Bomberpilot gedient. Er war selbst Soldat, und war zwar sehr beunruhigt, fürchtete sich aber nicht vor den deutschen Wehrmachtssoldaten. Es war klar dass die internationalen Diplomaten unangetastet bleiben würden, wollten die Putschisten keinen Krieg mit der halben zivilisierten Welt heraufbeschwören. Dennoch gab sich der Italiener mit der Antwort zufrieden, wissend, dass er im Moment sowieso nichts ausrichten konnte, außer nach Rom zu telegrafieren und seiner Regierung den Tod der NS-Führungsriege zu melden. Diese Nachricht würde früher oder später aber sowieso an die Öffentlichkeit dringen, und bis dahin würden sich wohl alle anwesenden Diplomaten wieder auf freiem Fuß befinden.
Molotow hielt sich mit dem Vizeaußenkommissar und seinen Adjutanten im hinteren Teil des Konferenzsaals auf. Genosse Dekanosow zuckte bei jedem Schuss zusammen und schien das alles nicht wirklich zu glauben. Selbst Molotow fiel es schwer die ganze Situation nicht für einen üblen Traum zu halten. Und doch war ihm klar das sie sich hier im Zentrum eines Putschversuchs befanden. Es war nur zu hoffen, dass dieser Rommel auch wirklich wusste, was er da tat. Nicht auszudenken was passieren würde wenn bewaffnete SS-Soldaten diesen Raum stürmten. Während der italienische Gesandte versuchte sich und den restlichen Diplomaten einen Weg nach draußen zu ermöglichen beobachtet er das Verhalten der Wehmachtsoldaten allen voran diesen jungen Offizier Rommel. Er schien zwar angespannt jedoch nicht ängstlich oder unsicher. Das hier war keine plötzliche Reaktion auf das Verhalten von Hr Hitler sonder vermutlich von langer Hand geplant. Wie würde Genosse Stalin wohl auf diesen Putsch reagieren vermutlich würde es seine Paranoia mit neuer Nahrung versorgen. Vielleicht sogar eine zweite Welle der Säuberung auslösen! Molotow schüttelte diese Gedanken beiseite, jetzt galt es erst mal das eigene Leben zu retten. Er zog sein Jackett zurecht und bahnte sich einen Weg zu diesem Oberst Rommel. Genosse Dekanosow schien der Gedanke nicht zu gefallen die trügerische Sicherheit der hintersten Ecke zu verlassen und zögerte einige Augenblicke, bevor er seinem Mentor folgte.
Herr Rommel, gibt es eine Möglichkeit Kontakt mit der Botschaft aufzunehmen. Vielleicht per Telegraf oder Telefon? Die Reichskanzlei verfügt sicher über gesonderte Leitungen für Notfälle. Ich würde meiner Regierung gerne Mitteilen, das wir wohlauf sind. Ein Bote würde natürlich ebenfalls seinen Dienst erfüllen. Natürlich dürfen sie die Mitteilung überwachen. Mir geht es einzig darum das sich aus dieser Situation keine internationale Krise entwickelt!
Nunmehr waren es die Russen welche sich an ihn wandten und auch wenn er Verstand das Sie sich sorgten, so waren ihm dennoch die Hände gebunden. „Werter Kommissar, ich habe strikte Anweisungen. Solange die Kämpfe im vollen Gang sind kann ich es nicht riskieren diesen Raum zu öffnen noch ausländisches Personal zu gefährden, gleich in welcher Form. Wir wissen nicht ob sich noch versprengte Feindelemente in der Kanzlei befinden und solange das der Fall ist muss ich sie bitten sich zu gedulden. Mir ist bewusst das ihre Nationen auf eine Antwort ihrerseits warten und das wir uns in einer prekären Lage befinden doch meine Befehle sind klar und unumstößlich. Das Kriegsrecht ist nun in Kraft und es ist meine Aufgabe für ihre Sicherheit zu sorgen.“ Man war sich bewusst gewesen das ein Putsch unter diesen Umständen schnell für internationales Aufsehen sorgen würde doch daran ließ sich nichts ändern. Der närrische U.S. Präsident hatte Hitler brüskiert und dieser seinerseits die Mobilmachung befohlen, man musste auf diese Weise reagiere auch wenn man es sich „eleganter“ vorgestellt hatte. Wenn dieser Putsch nicht stattgefunden hätte, dann wären sie de facto jetzt im Krieg, das Risiko das Sie nun mit dem „Hausarrest“ der Diplomaten auf sich nahmen wirkte dagegen seltsamer weise vernachlässigbar, vorerst. Doch auch er wusste das dies kein Zustand für längere Zeit war. Doch solange die SS noch in ihrem Wahn weiter kämpfte, sich in den Straßen Berlins umher trieb und weiß Gott noch in der Kanzlei lauerte musste er die Stellung halten und die Diplomaten beruhigen.
Molotow nickte und schaute einmal durch den Raum. Ja ich kann ihre Befürchtungen durchaus verstehen. Ich danke ihnen das sie sich mein Anliegen angehört haben. Ach könnten sie vieleicht veranlassen das die toten Soldaten aus dem Raum geschaft werden und vieleicht einen Radioempfänger aufstellen lassen? Das würde mir und den Anwesenden wenigsten etwas von dem Gefühl der Isolation nehmen. Ich denke dagegen wäre doch nichts einzuwenden Herr Rommel oder?
Zumindest in dieser Hinsicht konnte er dem Kommissar entgegen kommen. Er nickte Kurz und ein Panzergrenadier dessen Kragenspiegel ihn als Hauptmann auszeichnete rief zwei seiner Männer welche die Leichen in jenen Gesicherten Korridor schleiften in dem auch die erschossenen NS-Größen lagen. "Oberst wie haben das Gefunden." Mit diesen Wortschen schob dabei ein Grenadier einen pompös gestalteten Radioempfänger in den Konferenzsaal. "Vielleicht bekommen sie einen ausländischen Sender rein, die deutschen dürfen aufgrund des Kriegsrechts nicht senden." Mit diesen Worten wandte er sich ab un ging zu einem Soldaten der ihm am Fenster herbeirief.
Roosevelt wandte sich nun auch an Rommel. "Ich sehe die Kriegserklärung damit als nichtig? Des weiteren, sie bekommen ihre Befehle? Von wem? Ich würde mich, wenn hier dann nun alles vorbei ist, mit ihrem Befehlshaber gerne auseinandersetzen, um neue strukturen für das Deutsche Reich zu bilden und diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Man scheint hier die untaten Hernn Hitlers ja begriffen zu haben."
Während Oberst Rommel noch den Ausführungen eines Grenadiers lauschte wandte sich der Präsident der vereinigten Staaten an ihn. Noch gut hatte er im Gedächtnis welchen Wortwechseln es gegeben hatte und so war es nicht verwunderlich das der deutsche Offizier kein lächeln erübrigen konnte, wenngleich er das heute ohnehin nicht getan hätte. "Wir sind bereits dabei neue Strukturen zu etablieren, Präsident. Wir brauchen ihre Hilfe dafür nicht. Und was wir 'begriffen' haben, das lassen sie unsere Angelegenheit sein, Sie entschuldigen?" Er konnte sich eines scharfen Unterton nicht erwehren, selbst jetzt sprach dieser Präsident mit einer Arroganz und Selbstverständlichkeit für die er ihn nur all zu gerne geohrfeigt hätte. Was glaubte dieser Kerl eigentlich in wessen Land er sich aufhielt? Und er glaubte mit ihnen sprechen zu können wie mit einem Kind? Er kam hier her, Präsident eines Zahnlosen Landes das bellte aber nicht beißen konnte und nun wollte er die Situation auch noch für sich ausnutzen. Die Frage ob seines Kommandeurs ließ er dabei unbeachtet liegen, er hatte im Augenblick andere Probleme.